Auszug aus der Eröffnungsrede 'ORTE' Neues Kunstforum Koeln, DE
Es ist nicht einfach, die inhaltlichen Schnittmengen mit Worten zu benennen und doch kreisten die Künstlerinnen in den Gesprächen um Begrifflichkeiten wie Vergänglichkeit-Verlauf-Bewegung, um Sehnsucht-Häuslichkeit- Heimat, um Gefüge-Struktur-Schichtung und immer wieder um das Räumliche -
Nach diesem kurzen Abriss zu den Arbeiten der vier Künstlerinnen wird sowohl ersichtlich, warum sie zusammen ausstellen wollten, als auch dass diese Ausstellung mehr als nur die Summe der einzelnen Teile ist.
Die vier Künstlerinnen haben es verstanden, dass sich der Betrachterin die inneren Zusammenhänge zwischen den Arbeiten erschliessen und ein übergeordneter Gesamtklang entsteht. Denn die vier Positionen kreisen mittels verschiedenster Medien und Bildsprachen um vergleichbare inhaltliche Themen: um zeitliche und räumliche Schichtungen, um Vergänglichkeit und Erinnerung, um Ortlosigkeit und Heimat. Allen Künstlerinnen gemeinsam sind zudem der pointierte Umgang mit dem vorhandenen Raum sowie die zurückhaltende Farbigkeit, die das geteilte Interesse für subtile Wahrnehmungsprozesse und gestalterische Reduktion verraten. All dies war schon vor ihrem Aufenthalt in Nairs angelegt und wahrscheinlich ein Grund, sich überhaupt diesem Ort auszusetzen. So wie bei allen vier Künstlerinnen der Aufenthalt in Nairs etwas ausgelöst oder verstärkt hat, so bot ihnen dieser eine unverwechselbare, spezifische Ort gleichzeitig viele verschiedene Orte individueller Wahrnehmung.
...spürten den Fragen nach, wie sich Gefühle von Heimat, Entfremdung und Sehnsucht konstituieren und sich in Bezug auf bestimmte Landschaften und bestimmte Orte verhalten.
Dieselben subtilen Veränderungsprozesse, ebenso wie die Auseinandersetzung mit der konkreten räumlichen Situation des Kunstforums finden sich auch in der Wandinstallation von Gabriella Disler (1963, Basel). Bereits in der Abschlussausstellung in Nairs hatten sich die beiden Künstlerinnen Engel und Disler den schwierigsten Raum im Keller mit maroden Wänden und alten Installationen und Kesseln geteilt und durch ihre Interventionen die Wahrnehmung dieses Raums zugespitzt. Disler beobachtet nun auch hier, wie sich Licht und Schatten, Atmosphären und Stimmungen im Ausstellungsraum verändern und fotografiert diese vergänglichen Spuren. Ausschnitte dieser Fotografien platziert sie in einem sorgfältigen Suchprozess und rhythmisch kombiniert mit Glasscheiben und Holzleisten zurück an den Ort, wo sie entstanden sind. „Transitional Fields“ nennt die Künstlerin die Überlagerungen, die auf diese Weise zwischen Raum und Bild
entstehen und worin sich auch ein zeitlicher Verlauf einschreibt. Überlagerungen, die uns den realen Ausstellungsraum in einem neuen Licht betrachten lässt. ...